Skip to main content

Ortsgeschichte

"Geschichte und Geschichten aus der Gemeinde Garching a.d. Alz" von Fritz Demmel

Der zeitliche Bogen exemplarischer bayerische Geschichte der oberbayerischen Gemeinde Garching an der Alz erstreckt sich von den Bajuwaren bis zur Gebietsreform. Seit ihrer Zusammenlegung bilden die Gemeinden Wald und Garching eine geschichtliche Zusammenschau. Rund 1500 Jahre bayerischer Geschichte wurden von dem Historiker Fritz Demmel in 15 Kapiteln vorbehaltslos aufgearbeitet, wie: Archäologie, Handwerk und Industrie, Brauchtum, Frömmigkeit und Pfarreien, Militär und Zeitgeschichte, Nachkriegszeit, Architektur, Musik und Kunst, Mittelalter und Siedlungsgeschichte, Verwaltungsreformen, Ehrenbürger und Vereine, Amtsinhaber und besondere Leute, Sagen und Flurnamen.

Auf hohem Niveau fundiert und quellenkritisch bearbeitet, wird oft über die Gemeindegrenzen hinaus geblickt, so daß das repräsentative Werk durchaus als Standardliteratur für den südlichen Landkreis Altötting gelten kann.


Hardcover, Fadenheftung, 632 Seiten, über 215 Abbildungen, teils in Farbe.
Herstellung: Gebr. Geiselberger GmbH, Altötting,
ISBN 3-920191-26-9
Preis: € 25,-

Bezug über die Gemeinde Garching a.d. Alz, Rathausplatz 1, 84518 Garching

Zur Geschichte des Ortes - Garching einst und jetzt

Zahlreiche Funde belegen eine sehr frühe Besiedelung, so z.B. das Wagengrab von Hart a.d. Alz aus der älteren Hallstattzeit ca. 1250 v. Chr. (ein Fund von europäischem Rang), Hügelgräbergruppen bis aus der Zeit um 500 v. Chr., römische Münzfunde, ein 1972/73 ausgegrabenes Reihengräberfeld, zu dem vermutlich 3 große Wirtschaftshöfe im sechsten Jahrhundert gehörten. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde der Ort als „Govrichingen" im Jahre 798 in einem Salzburger Güterverzeichnis. Nach den Ungarnstürmen des zehnten Jahrhunderts bauten die ersten Garchinger die Kirche in Schnabling. Kaiser Konrad II schenkte 1027 den Hartwald an das Kloster St. Peter zu Salzburg, dessen Kolonisten das heutige Ortsgebiet weitgehend urbar machten. Im Mittelalter wurde Garching zum Brennpunkt herzoglich-bayerischer und erzbischöflich-salzburgerischer Interessen wegen der Brücke über die Alz. Während dieser kriegerischen Auseinandersetzungen um die Straße nach dem salzburgerischen Mühldorf (Fresko von Heinrich Bickel am Rathaus erinnert an die Zerstörung unter Ludwig dem Kehlheimer im Jahre 1218) wurde die Verbindungsbrücke mehrmals zerstört. Durch den darauf folgenden ersten Erhartinger Vertrag von 1254 kam der Ort Garching unter bayerische Herrschaft.

1905 bewohnten nur 762 Einwohner die 1660 Hektar große Gemeindefläche. Einen bis heute sich auswirkenden Aufschwung bewirkten 1908 der Bau der Bahnstrecke Mühldorf - Freilassing und zu Beginn der Zwanziger Jahre die Ansiedelung eines Zweigwerkes der Süddeutschen Kalkstickstoffwerke im Ortsteil Hart. Die Industrialisierung eröffnet Garching eine neue Welt. Zahlreiche Industriearbeiter zogen in die bis dahin relativ verträumte Alztalgemeinde und brachten neues Leben. Die 1923/24 errichtete "Siedlung" für die Arbeiter und ihre Familien prägt noch heute die Ortsdurchfahrt und ist das heimliche Wahrzeichen der Gemeinde.
Bis auf einen Fliegerangriff wenige Wochen vor Kriegsende, der dem Bahnhofsgebiet mit seinen Gleisanlagen galt, blieb der Ort weitgehend verschont. Dennoch sorgte der Zweite Weltkrieg für eine tiefgreifende Veränderung in der Gemeindestruktur.

Tausende von Heimatvertriebenen aus den verschiedensten östlichen und südöstlichen Gebieten kamen auf der Suche nach einer neuen Heimat in die Region um Garching und fanden in der Gemeinde sowie in umliegenden Orten ein neues Zuhause.
1958 war die Gemeinde auf 4600 Einwohner angewachsen und 1960 kurbelten 284 Betriebe die örtliche Konjunktur an. 1978 wurde der Gemeinde Garching im Zuge einer kommunalen Reform die Gemeinde Wald a.d. Alz angegliedert.

Zu den wohl populärsten Garchinger Bürgern zählt der Wirtssohn und Metzgerknecht Joseph Wasserburger, besser bekannt als der Wirtssepperl. Er wurde 1788 in Garching geboren, gestorben 1857. Er war ein altbayerisches Original, Volkssänger, ein meisterhafter Zitherspieler, erfüllt von unbändiger Wanderlust. Er geriet ab und an mit den gestrengen Hütern des Gesetzes aneinander und entwischte auch geschickt den Diensten in Napoleons Armee. Man setzte ihm ein Denkmal im Garchinger Brunnenhof mit dem „Wirtssepperl" - Brunnen und an seiner Geburtsstätte wird der Gasthof „Zum Wirtssepperl" betrieben.

Erst 1875 wurde Garching eine selbständige Pfarrei und gehört heute zur Erzdiözese München-Freising. Der Bau der Pfarrkirche St. Nikolaus erfolgte 1870 bis 1872 und ersetzte eine wesentlich kleinere Kirche. Die dagegen im Bereich der Diözese Passau liegende Kirche St. Stephan in Mauerberg wurde 1484 erbaut und 1501 geweiht. Die ehemalige Schloßkirche St. Erasmus in Wald a.d. Alz 1479 erbaut, 1681 erneuert, wurde 1909 zur Pfarrkiche. Die Kirche „Zur Hl. Familie" in Hart (Grundsteinlegung März 1926) wurde am 19. März 1941 zur Pfarrkirche und gehört zur Diözese Passau. Am 01. Jan. 1978 wurde der Pfarrverband Hart/Wald gegründet. Die ca. 8500 Einwohner zählende Gemeinde markiert mit ihren Grenzen im Süden, Westen und Nordwesten zugleich die Grenzen des Landkreises gegenüber den Nachbarlandkreisen Traunstein und Mühldorf am Inn. Wirtschaftlich gesehen bildet zwar ein chemischer Großbetrieb einen Schwerpunkt, Klein- und Mittelbetriebe haben sich jedoch in den letzten 50 Jahren zu einer weiteren tragenden Säule entwickelt, und der Gemeinde zur regionalen Einstufung als „Unterzentrum" verholfen.

Ein landschaftlich reizvoll eingebettetes Sportzentrum mit beheiztem Schwimmbad, Rasen-Fußballplatz, Allwetterplatz und Tennisanlage, ein sich kaum erschöpfendes Netz von Wander- und Radwegen in der Umgebung, ein so ziemlich alle Freizeitbeschäftigungen abdeckendes Vereinsleben, zwei gut ausgestattete Gemeindebüchereien sowie das Heimatmuseum und nicht zuletzt ein Seniorenpark, der alle Voraussetzungen für einen angenehmen Lebensabend bietet, haben den Wohnwert der Gemeinde erheblich gesteigert.

Eine bewegte Geschichte, eine reizvolle Landschaft - vor allem das liebliche Hügelland des Alztales - und eine anhaltende Weiterentwicklung in Richtung Vervollkommnung der Lebensqualität - so präsentiert sich die Gemeinde Garching a.d. Alz als ein wichtiger Eckpfeiler im Südwesten des Landkreises Altötting.